Woche 8

Woche 8 (4.7.2022 – 10.7.2022)

Wie die Zeit vergeht. Nun sind wir schon seit zwei Monaten unterwegs. Unser Fazit? Wir sind gerne unterwegs und geniessen die Zeit in vollen Zügen. Das Leben „on the road“ ist spannend, lustig, ereignis- und abwechslungsreich, lehrreich, anstrengend, manchmal nervenaufreibend  und noch so vieles mehr. Manchmal überschlagen sich die Ereignisse und manchmal gibt es Zeiten, in welchen wir etwas herunterkommen. So ist es uns auch diese Woche ergangen.

Nachdem wir die letzten zwei Wochen ziemlich viel erlebt und gesehen haben, beschlossen wir am Montag einen Kanuausflug zu machen. Vom Campingplatz aus wurden wir zur Brasla gebracht. Dort startet unser Abenteuer. Ich bin noch nie Kanu gefahren, Marco hat jedoch mehr Erfahrung. So machen wir uns auf den Weg Flussabwärts. Nach ca. einem Kilometer mussten wir aussteigen und das Kanu tragen, denn wir mussten um das kleine Stauwerk herum auf die andere Seite. Von da aus ging es direkt in die Natur. Der Flusslauf ist noch sehr natürlich und auf den 12km, die Brasla entlang, kamen wir an zwei Häusern vorbei. Die Sonne scheint, es ist aber nicht zu heiss und wir geniessen die Ruhe und die Melodie der Natur. Da wir immernoch keine Sonnenhüte haben, müssen unsere Küchentücher als Kopftuch herhalten 🙂 Gemütlich paddeln wir Stromabwärts – bis wir zum ersten Mal stecken geblieben sind. Denn durch das Stauwerk wird der Wasserstand reguliert und im Moment führt die Brasla nur wenig Wasser und wir sind auf ein Kiesbett aufgelaufen. Das sollte aber nicht das letzte Mal bleiben. Wir hatten unseren Spass, badeten die Füsse und manchmal etwas mehr und manövrierten uns durch die seichten Stellen, die kleinen Stromschnellen und Engpässe. Immer wieder staune ich, wie ursprünglich die Natur hier im Baltikum ist. Die Vielfalt der Flora aber vor allem der Fauna. 

Nach den 12 km treffen wir auf den Gauja. Die letzten drei Kilometer sind um einiges leichter, denn der Gauja ist um einiges grösser und führt viel mehr Wasser. Nach rund 15 km erreichen wir so den Campingplatz wieder. 

Das Erlebnis ist sehr cool. Jedoch bin ich danach ziemlich geschaffen. Was das über meine sportliche Ausdauer aussagt? Ich war schon immer besser im Intervallsport? Wir essen etwas kleines und verbringen den restlichen Nachmittag mit lesen und draussen in der Hängematte liegen. Zum Abendessen gibt es Pasta und eine frische Tomatensauce. Und so klingt auch schon wieder der erste Tag der Woche aus.

Heute, Dienstag, steht putzen auf dem Plan. Denn unsere 6 Quadratmeter Wohnung sollte dringend mal geputzt werden. Es wird gesaugt, feucht aufgenommen, abgewischt, Katzenkistli geputzt, Kästchen aufgeräumt, etc. Und als wir uns dann auf den Weg machten, ist es schon spät. Wir beschlossen weiter nach Estland zu fahren und so nahmen wir den Weg in Angriff. Nach einem Telefon mit meinem Papa, den wir schon bald treffen werden, ist es auch schon wieder spät und wir suchten uns einen Platz zum übernachten. Wir verbringen eine ruhige Nacht vor einer Bäckerei mit dem Plan am Morgen im Kaffee frühstücken zu gehen. (Unglaublich wie hell es um ein Uhr Morgens noch ist.)

Diesen Plan setzten wir auch um und so fanden wir uns am Morgen im Kaffee ein und genossen ein Frühstück. Leider gehörte das Kaffee nicht zur Bäckerei und so servierten sie kein Bäckerfrühstück im uns bekannten Sinne. Ich entschied mich für Panecakes with Cream und freute mich auf ein süsses Frühstück. Etwas enttäuscht schaute ich daher auf meinen Teller als ich Röstitätschli mit Creme fraîche bekam. Das war überhaupt nicht das, was ich erwartet hatte. Ob das an den hiesigen Gepflogenheiten oder an der Übersetzung der Karte lag, ist mir bis jetzt nicht ganz klar, aber es war trotzdem lecker. 

Kurz vor Mittag machten wir uns auf den Weg nach Pärnu. Wir mussten noch einige Einkäufe erledigen. So kommt es, dass wir wiedereinmal in einem baumarktähnlichen Laden stehen. Da gibt es eine Auswahl an Gusseisentöpfen. Obwohl wir mit geschlossenen Augen daran vorbeiliefen ist irgendwie ein Topf in unseren Korb gewandert. Ups? So kommt es, dass wir nun über jedem Lagerfeuer kochen können. Es ist noch intelligent gelöst. Denn der Deckel des Topfes kann gleichzeitig als Bratpfanne verwendet werden.

Da unsere Arbeit für den heutigen Tag noch nicht vollendet war, machten wir beide uns nochmals ans Werk bevor es für uns weiter geht. Wir haben beschlossen nochmals ein zwei Tag zu entspannen.

Ist das Dinah? Als wir im Tierfachmarkt waren, sah uns diese Katze und sie gleicht Dinah ziemlich…. Es ist jedoch nicht Dinah!

Dafür entschieden wir uns für einen ruhigen Platz an einem kleinen Hafen irgendwo an der Küste Estlands. Als wir dort ankamen ist es Menschenleer und wunderschön. Ausserdem hat es eine Feuerstelle, da können wir auch gleich unseren Topf einbrennen. Zuerst erkunden wir aber das halb zerfallene Gebäude, welches in der Nähe steht. Wir fragen uns was es mal war. Unsere Vermutung geht in Richtung Ziegelei, Brennerei oder etwas ähnliches. Denn man sieht ehemalige Öfen.

Zurück beim Bus feuerten wir ein und machten es uns gemütlich. Irgendwann fährt ein Auto ran und der Fahrer spricht uns an. Im gehört das kleine Restaurant, welches sich in der Nähe befindet. Es ist nur von Freitag bis Sonntag geöffnet. Uns so fragen wir ihn, wieso er hier ist. Der Grund ist, dass zwei Kühlschränke kaputt sind und er eine Lösung finden muss. So kommt es, dass Marco seinem Beruf nachgehen konnte und ihm behilflich war. Im Gegenzug erfuhren wir, dass das Gebäude eine alte Fischräucherei war. Eine der grössten während der Sowjetzeit….. und bekamen eine Flasche Rotwein. Nach einem ruhigen Abendessen, endet sich auch dieser Tag dem Ende zu.

Und schon wieder ist Donnerstag. Heute passierte nichts weltbewegendes. Ich verschlag etwas mehr als ein Buch und genoss den Frieden der dieser Ort ausstrahlt. Marco flickte am Morgen noch den zweiten Kühlschrank, da er noch etwas dafür recherchieren musste, und feuerte, brannte den Topf fertig ein und räucherte mit einem selbstgebauten Räucherofen. So verbringen wir einen gemütlichen Tag, der einfach erholsam für Körper und Geist ist.

Durch den Restaurantbesitzer haben wir von der Insel Kihnu erfahren. Da man mit der Fähre übersetzen muss, haben wir uns für Samstag Tickets gebucht. Wir beschlossen aber, nachdem wir ausgeschlafen haben, dass wir noch an den Abfahrtshafen fahren und unsere Nacht da verbringen werden. Bevor wir weiterfuhren durften wir beim Restaurant noch Frischwasser tanken und bekamen einen Kaffee zum Abschluss. Dann machten wir uns auf den Weg nach Munalaid. Da im Hafen haben wir übernachtet, sodass wir am Samstag Morgen nicht mehr all zu weit bis zur Fähre hatten. Wir fragten uns noch, weshalb der Parkplatz so übervoll war und dachten das ändere sich noch, sobald die letzte Fähre von Kihnu ankommt. Jedoch passierte nichts.

Durch den Regen gab es eine sehr spezielle Stimmung, welche nur schwer zum einfangen war auf einem Foto.

Erst als wir am Samstag Morgen in Kihnu ankamen, stellten wir fest, dass am Freitag ein Festival stattgefunden hatte. Das erklärte auch, weshalb wir keine Fährplätze mehr buchen konnten.

Obwohl man in Kihnu mit dem Auto fahren kann, beschlossen wir zu fuss rüber zu gehen. Die Insel ist nur 3,3 km breit (an der breitesten Stelle) und 7 km lang, daher beschlossen wir alles zu laufen, obwohl man Fahrräder hätte mieten können. Kihnu ist die siebtgrösst Insel in Estland und ist seit 2003 auf der Liste des mündlichen und geistigen Welterbe der UNESCO. Sie ist bekannt als Inseln der Frauen. Denn die Männer haben den grössten Teil des Jahres auf See verbracht und die Frauen haben angefangen die Geschicke der Insel zu leiten. Sie sind Verteidigerinnen des Handwerks, des Tanzes, der Musik und des Spiele. Bis heute wird die Tradition gelebt. Sei das in den Hochzeitszeremonien, denn Feiertagen, den Ritualen oder der Kleidung. Auf der Insel befinden sich vier Dörfer und ca 700 Einwohner. Auch eine Schule, ein Flugplatz, ein Krankenhaus, ein Kulturzentrum, ein Postamt und vieles mehr gibt es hier.

Am Morgen habe ich noch den Wetterbericht studiert. Dieser war nicht sehr vielversprechend und so haben wir uns für Regen gerüstet, welcher dann aber glücklicherweise erst viel später kam. Wir liefen zum Leuchtturm, dann am Strand entlang bis auf Höhe des Dorfes Lemsi, besuchten das Inselmuseum und machten uns dann langsam auf den Weg zum Hafen zurück. Wir legten eine Stecke von 20 km zurück und so kamen wir etwas erschöpft und nass vom Regen bei Knuschel an. Und wie es der Zufall will, treffen wir beim verlassen der Fähre den Besitzer des Restaurants. Wie der Zufall manchmal spielt?

Da wir unser Abwasser mal leeren sollten, beschlossen wir noch auf eine Campingplatz zu fahren. Die Beschreibungen waren gut. Als wir jedoch da ankamen war die Enttäuschung ziemlich gross. Wir konnten nirgends unser Grauwasser entsorgen, es gab eine Duschen und nur ein Plumsklo welches ziemlich stark roch. Diese 15 Euro hätten wir auch besser ausgeben können. Aber im Nachhinein ist man immer schlauer. Wir verbrachten eine ruhige Nacht, machten unser Sportprogramm und gingen dann im See baden und uns waschen. Dafür haben wir extra eine biologisch abbaubare Seife gekauft. Es verwundert mich immer wieder wie teuer die Produkte sind. Ist Umweltschutz und gesunde Lebensmittel nur für wohlhabendere Leute zugänglich? Aber das ist ein anderes Thema…

Wir machten uns dann auf den Weg in die Region rund um Tallinn. Die Autofahrt war sehr lustig und unser Zeil rückte immer näher. Unterwegs machten wir eine Zwischenstop. Denn wir haben eine halb zerfallene Kirche entdeckt und kundschafteten die mit der Drohne aus.

Der Jägala juga ist der grösste natürliche Wasserfall in Estland. Zuerst sind wir über eine unbefestigte Strasse auf eine Schotterplatz gefahren. Auf der anderen Seite des Wasserfalls sahen wir dann aber einen grössen Parkplatz und da es auch schonwieder Abend wurde beschlossen wir da zu übernachten.

Wir haben uns schon am Morgen Gedanken gemacht und beschlossen, dass wir am Abend Burger machen werden. So habe ich eine Brotteig gemacht und es gab selbstgemachte Burger. Superlecker. Ich las noch etwas und beendete mein Buch, bevor wir ins Bett gingen. Und schonwieder ist eine Woche vergangen. Wie die Zeit vergeht.

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